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Samstag, 15. Dezember 2007

Zum Konzert mit Oi Polloi

Man kann den Veranstaltern des heutigen Konzerts nicht zugute halten, nicht gewusst zu haben, wen sie sich mit der sogenannten „Punk-Legende“ Oi Polloi ins Haus geholt haben.

Oi Polloi hat nicht nur einfach bescheuerte Texte, in denen in unreflektierter Proll-Manier ressentimentgeladen gegen „die da Oben“ gegröhlt wird und das angeblich unschuldige und gute, einfache „Volk“ beschworen wird.
Ihre ganze Blödheit kommt zum Vorschein, wenn sie dummdreist, wie in einem Lied-Text, einfach mal Nazis mit Kommunisten gleichsetzen (Zitat aus dem Lied „Nazis and Commies: „Nazis and Commies they are the same“.)
Doch all dies ist leider nichts Besonderes. Die Texte von Punkbands zeichneten sich, bekanntlich noch nie durch besondere analytische Schärfe aus, wenn es um Beschreibung und Kritik politischer Zustände ging.
Nein: Bekannt sind Oi Polloi vor allem auch und gerade für ihren Hass auf Israel. Mit dem schlagenden Argument (das übrigens auch keinem Nazi zu blöd ist), sie könnten keine Antisemiten sein, weil sie auch jüdische und israelische Freunde hätten, weisen sie jedoch jeden Vorwurf des Antisemitismus weit von sich. (http://www.kink-records.de/OiPolloiI.html)
(Und das Kafe Marat entblödet sich nicht, dass auch noch auf ihre Seite zu setzen: http://kafemarat.blogsport.de/?p=71)


Skandalisiert wurde der Antisemitismus und Antizionismus von Oi-Polloi bereits 2002, nach einem Konzert in Freiburg in dem dortigen autonomen Zentrum, der KTS:
Hierzu ein Auszug aus einer Stellungnahme des KTS-Montagsplenum von damals, der in der KTS-Zeitung KORAKTOR veröffentlicht wurde:
„[…] Einige Wochen später brannte dann auf dem Oi-Polloi Konzert [in der KTS] vor der Zugabe ein „Solidarität mit Israel“- Plakat, auf dem die israelische Flagge zu sehen war. Zuvor gab es mehrer antiisraelische Ansagen des Sängers. Zu Themen wie Militarismus und Wehrdienstverweigerung wurde Israel als negatives Beispiel angeführt, und vor einem Lied gegen Faschismus wurde Israel mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht. Dazu wurde ein angebliches Zitat eines israelischen Generals benutzt, in dem dieser behauptet, dass Israel von den Methoden der Nazis im Warschauer Ghetto etwas für die Bekämpfung der Palästinenser lernen könnte. Ebenso wurde die Solidarität mit allen eingefordert, „die etwas gegen Sharon tun.“ Das Publikum […] nahm zum Abschluss des Konzertes das vom Sänger geschmähte Pro-Israel-Plakat entgegen und verbrannte es unter regem Beifall.“ Das KTS-Montagsplenum meinte weiter:
„Diese vernichtende Symbolik und die vorangegangene Brandrede lösten im Publikum Reaktionen aus, die an eine Pogromstimmung erinnerten. Doch bereits vor dem Verbrennen waren Stimmung und Aussagen auf dem Oi-Polloi-Konzert typisch für eine angeblich linke Israel-„Kritik“, die im Staat Israel den einzigen Aggressor im Nahostkonflikt sieht und gleichzeitig Terror gegen israelische Zivilbevölkerung verharmlost. […] wie kann einem als Ansage vor einem Lied gegen Faschismus nichts anderes einfallen, als ausgerechnet jenen Staat zu kritisieren, der von den Überlebenden der Shoah gegründet wurde. Vom revisionistischen Charakter mal ganz abgesehen: wenn zu allem und jedem Israel als das schlechte Beispiel herangezogen wird, lässt sich dies nur mit Antisemitismus erklären. Da hilft dann auch nicht, wenn die Ansage mit einem „das ist kein Antisemitismus“ eingeleitet wird. Völlig inakzeptabel ist es, wenn angesichts von Selbstmordattentaten in Israel und Anschlägen auf Synagogen und jüdische Einrichtungen in Europa zur Unterstützung aller aufgerufen wird, die „etwas gegen Sharon tun“.[…] “

Wir wissen nicht, wann das letzte Mal eine vergleichbar bekannte Band im Kafe Marat gespielt hat. Es ist bezeichnend für das Kafe Marat, dass nun ausgerechnet Oi Polloi dort auftreten dürfen.
Hiermit verlangen wir eine öffentliche Erklärung der Organisatoren, welche Beweggründe zur Einladung von Oi Polloi geführt haben, und fordern die BetreiberInnen des Kafe Marat auf, in Zukunft keine Konzerte mehr mit solchen Feinden Israels zu veranstalten.
Die BesucherInnen fordern wir auf, das Konzert von Oi Polloi zu boykottieren.

Visdp: Gruppe 19./20. Dezember