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Donnerstag, 20. März 2008

Wieder mal das Backstage: Homophobie der neue Antiimperialismus?

Nach den ganzen widerlichen Konzerten im Münchner Club Backstage(Bushido: "Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel."/"Ihr Tunten werdet vergast"; Fler: "[Tomkat] der schwule Zigeuner [soll] sich ganz krass mit seiner ganzen Sinti-Sippe in den Arsch ficken"; Sido, Mayhem u.v.a.)ist jetzt am 28.3.2008 das Backstage Auftrittsort von Rodney Price alias "Bounty Killer". Der ruft in seinen Liedern schonmal dazu auf, Homosexuelle umzubringen: "Bun a fire pon a puff and mister fagoty" = "lasst die Schwulen im Feuer brennen". Als gäbe es nicht eine jahrelange Debatte um die homophoben Texte und Gewaltaufrufe der jamaicanischen dancehall-"Stars" "Bounty Killer", "Buju Banton" & Co., gibt sich das Backstage nach Einsetzen bundesweiter Proteste gegen das Hetzkonzert wiedermal betroffen und ahnungslos ("Das Thema ist sehr komplex") und hat allen Ernstes lediglich eine online-Abstimmung auf seiner homepage eingerichtet, ob das "Bounty Killer"-Konzert denn nun stattfinden soll oder nicht. Und wieder mal sind laut Backstage-homepage nicht die Backstage-booker schuld, sondern die jetzt protestierenden Initiativen, da die das Backstage "zu spät" gewarnt hätten. Eine auch sachlich übrigens völlig unhaltbare Argumentation, ist doch bei Eingabe von "Bounty Killer" bei google.de gleich der erste Treffer ein Artikel zur Homophobie in Jamaica. Wir von a&p München bauen trotzdem schonmal vor und sagen "rechtzeitig": Hallo Backstage, nicht nur das Konzert von "Bounty Killer" am 28.3.2008 gehört verhindert, sondern auch das Konzert bei Euch Vollpfeifen am 23. Mai 2008! Dort soll Eurem Programm zufolge in Eurem ach so alternativem Club nämlich "Sizzla" auftreten, der nicht minder homophobe Kollege von "Bounty Killer". Sizzla singt in einem populären Lied unter anderem: "Verbrennt die Männer, die Sex mit Männern haben." Aber vielleicht ist das ja gar kein Zufall. "Deutsche Reggaefans", so schrieb es diese Woche Klaus Walter in einem lesenswerten taz-Kommentar "verkaufen Homophobie als 'Bestandteil der jamaikanischen Kultur', kolonialismusgeschädigt forever. Und Kulturen, zumal fremde, verlangen bekanntlich 'Respekt'. Wie einst die Religion, das süße Opium, stiftet heute der 'Stolz auf die eigene Kultur' nicht nur den Überflüssigen das bisschen 'Identität', das ihnen über den Verlust akzeptabler Lebensbedingungen hinweghelfen soll. Im Diskursdickicht um vermaledeite Kampfbegriffe wie Kultur, Identität und Stolz wird ein schwammiger Multikulturalismus zum Wegbereiter für reaktionären Ethnopluralismus. Exemplarisch kommentierte das US-Hiphopmagazin The Source schon vor Jahren die Debatte um Buju Bantons Schwulenkillerhit 'Boom Bye Bye'. Eine Entschuldigung des Sängers 'bei der mächtigen Gaylobby' sei 'eine Kapitulation vor der imperialistischen Macht, die dem grimmig-stolzen jamaikanischen Volk einen unwillkommenen Lebensstil aufzuzwingen versucht'. Da haben wir den Salat: Homophobie ist der neue Antiimperialismus."